Quartiersentwicklung im Bleichenviertel. Ein sozialgeographisch - architekturtheoretisches Forschungsprojekt für Studierende
Ein sozialgeographisch - architekturtheoretisches Forschungsprojekt für Studierende In seiner über 360 Jahre alten Geschichte erlebte das Bleichenviertel eine große Veränderung von einer Nutzfläche zu einem lebendigen Stadtgebiet. Das einst unbebaute und zum Bleichen von Textilien genutzte Stadtgebiet liegt heute im Norden des Stadtteils Mainz-Altstadt und dient als Verbindungsort von Altstadt und Neustadt. Markante Orte wie der Neubrunnenplatz mit dem barocken Brunnen oder die Golden-Ross-Kaserne zeugen noch von der einstigen Bedeutung des Bürgerviertels. Doch wird das Viertel auch vor allem durch seine Nachkriegsbauten geprägt, die sich ganz dem Leitbild der „funktionalen Stadt“ verschreiben. Diese Bebauung in Kombination mit der guten infrastrukturellen Anbindung und den (bislang vergleichsweise) niedrigen Mieten machen das Viertel auch attraktiv für Migranten und schaffen die Voraussetzung für das Entstehen einer Arrival City im Sinne von Doug Saunders. Der multikulturelle Stadtteil mit seiner heterogenen Bevölkerung ist geprägt durch internationale Lebensmittelgeschäfte, Friseurläden und Shisha-Bars und gleichzeitig dem von Ernst May geplanten Banken- und Verwaltungsgebiet. Auch stellen sich diesem Stadtteil neue Herausforderungen, wie Gentrifizierung und Nachverdichtung. Genau in diesem Spannungsfeld setzt das studentische Forschungsprojekt an, das gemeinsam vom Geographischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität und dem Architekturinstitut der Hochschule Mainz durchgeführt wurde. Zentrales Thema des Studiums der Geographie und der Architektur sind Prozesse der Stadtentwicklung. Dabei werden sowohl soziale Dimensionen als auch Aspekte der gebauten Umwelt betrachtet. Grundsätzlich stehen diese Ebenen in Wechselwirkung zueinander: soziale Prozesse beeinflussen die gebaute Umwelt und physiognomische Strukturen wirken auf soziale Entwicklungen.
Das Lehrprojekt „Quartiersentwicklung im Bleichenviertel. Ein sozialgeographisch - architekturtheoretisches Forschungsprojekt für Studierende“ griff diese Schnittstelle auf: Durch eine Kooperation des Kurses Theorien und Methoden der Humangeographie (Leitung Dr. Julia van Lessen und Dr. Eva Riempp) des Geographischen Instituts der JGU und des Kurses Geschichte und Theorie der Architektur (Leitung PD Dr. Ralf Dorn und Eléna Hinsch M. A.) des Architekturinstituts der Hochschule wurde am Beispiel des Mainzer Bleichen-viertels das Zusammenwirken von gebauten Strukturen und sozialen Dynamiken in der Stadtentwicklung untersucht. Ziel war die gewinnbringende Synthese der theoretischen und methodischen Kernkompetenzen der Fachrichtungen Stadtgeographie und Architektur. Didaktischer Ansatz-punkt war das Lernen durch Forschen. Die Studierenden durchliefen in Kleingruppen die einzelnen Schritte des Forschungsprozesses vom Finden eines Themas bis zur Präsentation und Publikation der stark komprimierten Ergebnisse – in Form dieser Broschüre. Visualisiert wurden die Arbeiten vom Kurs Freihandzeichnen unter der Leitung von Prof. Emil Hädler sowie von Philipp Palmen.
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