Vom 22.05.17 bis zum 04.06.17 fand unter der Leitung von Prof. Dr. Anton Escher und Matthias Gebauer (M.A.) die Forschungswerkstatt „Tombstone and beyond“ in Southern Arizona statt.
Die Stadt Tombstone im Süden des U.S.-Bundesstaates Arizona könnte auf den ersten Blick eine typische Boom and Bust, bzw. Mining Town der Westward-Expansion des späten 19. Jahrhunderts sein und wäre wahrscheinlich auch nicht mehr, als eine Randnotiz in den Geschichtsbüchern - wäre es am 26. Oktober 1881 im Arizona Territory nicht zu einer folgenschweren Schießerei am O.K. Corral gekommen. Um die Beweggründe für die damalige Auseinandersetzung zwischen den Gebrüdern Earp und Doc Holiday auf der einen und Mitgliedern der Familien McLaury und Clanton auf der anderen Seite entwickelten sich bis heute eine Vielzahl von Erzählungen und mythischen Transformationen, nicht zuletzt durch den Erfolg des Western-Filmgenres im 20. Jahrhundert. So manifestierte sich bis heute die „Legende des Wyatt Earp“, welche als medial inszenierte Erzählung insbesondere in Europa auf Resonanz traf und trifft und dort das Bild des „Wilden Westens“ prägte. Seit dem Abklingen der ökonomischen Bedeutung der Silberminen in Tombstone inszeniert sich die Stadt somit durch die ständige Re-Inszenierung des besagten Shootouts und der damit verbundenen Reinkarnation der beteiligten Akteure und den mit ihnen verbundenen Ideen von „Good vs. Bad“, „Lawmen vs. Cowboys“, was Tombstone bis heute am Leben erhält. Dabei spielt die touristische Bedeutung in gleichem Maße eine Rolle, wie die Rolle des Mythos Tombstone und Wyatt Earp als unabdingbaren Bestandteil des U.S.-amerikanischen Selbstverständnisses: dem Kampf von Gut gegen Böse, bei welchem das letzte Argument unweigerlich in Blei gegossen ist.
Die Studierenden des Master of Arts Globalisierung, Medien und Kultur untersuchten aus verschiedenen Forschungsfragen heraus die Stadt Tombstone, wobei das Methodenspektrum von klassischen Interviews bis hin zu teilnehmend-beobachtenden Elementen reichte. Die untersuchten Themenfelder waren dabei die Re-Enactments von Tombstone und Wyatt Earp, die Interrelation zwischen Fakt und Fiktion in Bezug auf die filmische Darstellung, die Entwicklung und Planung der Stadt, der Sense of Place von ausgewählten Stadtbewohnern, das Setting des Saloons, sowie eine filmisch-dokumentarische Auseinandersetzung.