Im Rahmen der Exkursion bewegte sich die Studierendengruppe, geleitet von Prof. Dr. Hans-Joachim Fuchs, für zwei Wochen mit dem Reisebus durch die Niederlande – vom hügligen Mergelland bis hin zum Wattenmeer östlich der Insel Texel. Die Gruppe von 21 Geographiestudent*innen, Herrn Fuchs und dem exkursionserfahrenen Busfahrer Thomas Eisele konnten während dieser 14 Tage die ganze geographische Bandbreite der Niederlande erkunden, ohne dabei auch nur eine Sekunde lang das Gefühl gehabt zu haben, nicht jeden Moment intensiv genutzt zu haben. So wurde allen schnell klar, dass es keine langen Strandpausen oder gemütliche Fahrradtouren geben würde – schließlich war die Zeit stets „der größte Feind“ wenn es darum ging, möglichst große Teile der enormen Vielfalt der Niederlande kennenzulernen.
![1. In 35m Höhe befindet sich auf dem nach Königin Wilhelmina benannten Turm am Vaalser Berg mit dem Skywalk ein Beispiel für die freizeitparkähnliche Inszenierung des Gipfels.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/1_Niederlande2019-150x150.jpg)
![2. Ähnlichen Abenteuertourismus-Charakter hat der Hang des Caubergs in Valkenburg: Neben der einzigen Seilbahn der Niederlande gibt es hier Gastronomie, Sommerrodelbahn und weitere Attraktionen.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/2_Niederlande2019-150x150.jpg)
![3. Im Mergelland finden sich viele Gebäude aus Mergel. Das Sedimentgestein ist so weich, dass es mit dem Fingernagel eingeritzt werden kann.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/3_Niederlande2019-150x150.jpg)
Kurz hinter der deutsch-niederländischen Grenze bei Vaals begann die Exkursion. Der Drielandenpunt eint dabei nicht nur die drei europäischen Länder Niederlande, Belgien und Deutschland, sondern ist gleichzeitig die höchste niederländische Erhebung (322,4 (!) Meter). Gen Westen präsentieren sich die Niederlande dann von ihrer geläufigeren Seite. Während auf belgischem Staatsgebiet vorerst noch der Antwerpener Hafen begutachtet wurde, zeigte sich auf niederländischer Seite neben dem Rotterdamer auch der Vlissinger/Terneuzener Hafen. Die genannten Hafenareale profitieren allesamt von der wirtschaftlich attraktiven Lage und den dafür geeigneten Wasserwegen ins Hinterland. Ebendiese bringen den Niederlanden allerdings auch ausreichend Herausforderungen – von Sturmfluten bis hin zum kontinuierlich ansteigenden Meeresspiegel. Die Gegenmaßnahmen für diese Probleme wurden und werden unter dem Namen Deltaplan umgesetzt.
![4. Im an der Oosterschelde gelegenen Yerseke gibt es die weltweit einzige Austern- und Muschelauktion. Die Austernwirtschaft war ein wichtiger Grund für die offene Realisierung des Oosterscheldekerings, welche einen Austausch von Süß- und Salzwasser ermöglicht.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/4_Niederlande2019-150x150.jpg)
![5. In Borssele steht das inzwischen einzige Atomkraftwerk der Niederlande. Es versorgt das nahegelegene Aluminiumwerk sowie den Hafen Vlissingen-Oost mit Energie.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/5_Niederlande2019-150x150.jpg)
![6. Der Osterscheldekering ist eines der beeindruckendsten Bauwerke der Deltawerke. Die 62 auf Knopfdruck schließbaren Stahltore wiegen je bis zu 500 Tonnen.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/6_Niederlande2019-150x150.jpg)
Diese Konstruktionen wurden seit den 1950er Jahren vom Landesinneren aus in Richtung Meeresküste in kleinschrittiger, hochtechnisierter Umsetzung unter hohem finanziellen Aufwand gebaut. Bis auf die Westerschelde, die als einziger Mündungsarm des gesamten Rhein-Maas-Schelde-Deltas offen geblieben ist, sind die restlichen Mündungsarme alle nach und nach geschlossen worden. Die Bauwerke unterscheiden sich dabei allesamt: Manche sind dauerhaft geschlossene Deiche, andere sind nur bei Flut geschlossen (bei Ebbe aber offen), wiederum andere werden nur bei Springflut/Hochwasser geschlossen.
![7. Durch Windschur verursachter Krüppelwuchs im Dünenwald bei Domburg.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/7_Niederlande2019-150x150.jpg)
![8. Ständige Begleiter auf der Exkursion: Prof. Fuchs und das Anemometer.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/8_Niederlande2019-150x150.jpg)
![9. Der Vorteil von Exkursionen gegenüber Vorlesungen ist die Wahrnehmung aus nächster Nähe. Hier durfte die Exkursionsgruppe sogar einen Arm des Maeslantsperrwerk anfassen.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/9_Niederlande2019-150x150.jpg)
Auf dem Weg in Richtung Amsterdam sahen wir eine beeindruckende Auswahl an Dammkonstruktionen, die sich über Kilometer durch das Meer ziehen und mithilfe von skandinavischen Basaltsäulen stabilisiert werden. Besonders beeindruckend blieb unter diesen das Maeslantkering bei Rotterdam in Erinnerung – ein durch zwei Arme schließbares Konstrukt, das circa zwei Millionen Menschen schützt. Die Ausmaße zeigen sich am besten in Zahlen: Ein Stahlarm wiegt etwa doppelt so viel wie der Eifelturm, die Kugelgelenke, die am Ende der Arme sitzen, haben einen Durchmesser von zehn Metern und sind somit die größten der Welt.
![10. Das Maeslantsperrwerk ist gemeinsam mit dem Hartelkering das neueste Bauwerk der Deltawerke und schützt im Falle einer Springflut über zwei Millionen Menschen in der Metropolregion um Rotterdam.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/10_Niederlande2019-150x150.jpg)
![11. Die Floating Farm in Rotterdam ist ein Beispiel für den Innovationsgeist der Niederländer: Landwirtschaft direkt dort, wo die Produkte verbraucht werden – warum nicht? https://floatingfarm.nl/?lang=en](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/11_Niederlande2019-150x150.jpg)
![12. Den Kühen geht es auf der Floating Farm dank modernster Stallausstattung und viel Platz gut. Seekrankheit kennen sie nicht. https://floatingfarm.nl/?lang=en](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/12_Niederlande2019-150x150.jpg)
Neben den physisch geographischen Aspekten wie der Geomorphologie Texels, dem Mergelland, den Torfmooren oder dem Wattenmeer hinter Texel wurden auch viele humangeographische Elemente in den Niederlanden behandelt. Zu diesen zählen unter anderem die Gentrifizierung in Amsterdam, die wir beispielhaft im Amsterdamer Viertel Jordaan beobachten konnten. Außerdem humangeographisch relevant ist auch der Massentourismus, welcher besonders in Scheveningen, aber auch in kleineren Orten wie Giethoorn, in vielerlei Hinsicht eine enorme Auswirkung auf die Region hat.
![13. Die Markthalle in Rotterdam entstand durch ein Team um den renommierten niederländischen Architekten Rem Kohlhaas und beeindruckt mit ihren großen Glasfassaden, der bemalten Decke sowie den Wohnungen in der Decke.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/13_Niederlande2019-150x150.jpg)
![14. „De Rotterdam“ oder die Vertikale Stadt – das vom Volumen her größte Gebäude der Niederlande steht auf 1000 Betonsäulen und entstammt ebenfalls der Feder von Rem Kohlhaas.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/14_Niederlande2019-150x150.jpg)
![15. Der Luchtpark in Rotterdam ist ein ehemaliger, über dem Straßenniveau liegender Bahnhof, dessen Fläche nun landwirtschaftlich genutzt wird. Die gelbe Holzbrücke davor ist ein Bottom-Up-Projekt und entstand aufgrund einer Bürgerinitiative.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/15_Niederlande2019-150x150.jpg)
Alles in allem stellten die 14 Tage eine durchdringende Verzahnung mit all den Wechselwirkungen à la Humboldt zwischen den beiden großen Teildisziplinen der Geographie dar, die auf der Exkursion an unterschiedlichsten Orten wahrgenommen werden konnten. In Erinnerung bleibt die Art der Niederländer, mit den zahlreichen gegenwärtigen Herausforderungen umzugehen: mit einem effektiven Pragmatismus und Innovationsgeist wie beispielsweise der Floating Farm in Schiedam, modernster Architektur in Rotterdam, hochmodernen Verkehrslösungen wie dem größten Fahrradparkhaus der Welt in Utrecht und generell einer beachtlichen Weltoffenheit der Bevölkerung. In vielerlei Hinsicht gaben sich die Niederlande als ein Nachbarland, von dem wir in Deutschland noch einiges lernen könnten.
Leon Schött und Felix Süßer
![16. Urban gardening im Luchtpark, eigenständig gestaltet durch die Arbeit von Freiwilligen inkl. Genehmigung der Stadt Rotterdam.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/16_Niederlande2019-150x150.jpg)
![17. Unweit vom Luchtpark befindet sich ein ähnliches Projekt: Die Firma Dakakker betreibt die Landwirtschaft, im Restaurant Op het Dak werden einige der angebauten Produkte verwendet.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/17_Niederlande2019-150x150.jpg)
![18. Eine Ausstellung in Amsterdam klärt über die Geschichte des Amsterdamer Pegels Normalnull (NN) bzw. die Zusammenlegung verschiedener Europäischer Pegel zur heute geltenden europäischen Höhenbezugsniveau Normalhöhennull (NHN) auf.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/18_Niederlande2019-150x150.jpg)
![19. In Amsterdam erinnern Aufschriften wie „Diamond-Factory“ an die Vergangenheit der Stadt als Umschlagplatz für Edelsteine.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/19_Niederlande2019-150x150.jpg)
![20. In Steigereiland im Amsterdamer Stadtteil IJburg gibt es schwimmende Häuser. Sie sind verbunden mittels beweglicher Stege, wodurch ein steigender Meeresspiegel oder Hochwasser hier keine Probleme darstellen.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/20_Niederlande2019-150x150.jpg)
![21. Auswirkungen des Massentourismus: Das prächtige Kurhaus an der Scheveninger Küste bei Den Haag geht zwischen den vielen großen Hotels beinahe unter.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/21_Niederlande2019-150x150.jpg)
![22. Neben der Erforschung neuer Stahlproduktionsmethoden durch das Unternehmen TATA wird bei IJmuiden die größte Schleuse der Welt gebaut.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/22_Niederlande2019-150x150.jpg)
![23. Der familiengeführte Großbetrieb Henri Willig ist einer der größten Käseproduzenten der Niederlande. Betriebseigene Elektroautos vor dem Besucherzentrum deuten auf umweltfreundliche Strukturen hin.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/23_Niederlande2019-150x150.jpg)
![24. Neben dem Image als traditionelles Familienunternehmen soll der hochmoderne und Besuchern frei zugängliche Kuhstall Henri Willig ein positives, tierfreundliches Image verschaffen.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/24_Niederlande2019-150x150.jpg)
![25. Die Museumsmolen östlich von Alkmaar im ehemaligen Schermermeer sind bei genügend Wind auch heute noch in Betrieb. Das Prinzip eines durch Windkraft trockengelegten Polders wird hier anschaulich vermittelt.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/25_Niederlande2019-150x150.jpg)
![26. Der Houtribdijk trennt das Markermeer vom IJsselmeer und wurde einst als östliche Begrenzung des nie realisierten Markermeerpolders gebaut. Bei starkem Wind – wie auf dem Bild – ist er für Busse und LKW nicht befahrbar. Die Studierenden konnten hier Windstärke 8 (ca.70 km/h) direkt spüren.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/26_Niederlande2019-150x150.jpg)
![27. Bei Andijk wurde 1927 ein Testpolder errichtet, um die teilweise Trockenlegung der Zuiderzee (heutiges IJsselmeer) vorzubereiten. Auf dem Bild ist rechts gut das Niveau des IJsselmeers zu erkennen, welches 4-5 m über dem neu gewonnenen Festlandniveau liegt.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/27_Niederlande2019-150x150.jpg)
![28. Das Texelschaf zeichnet sich durch seine große Muskelmasse aus. Auf einer lokalen Farm wird darüber und über andere Schafs- und weitere Tierarten aufgeklärt; darüber hinaus können verschiedene Tiere hautnah erlebt werden. https://www.schapenboerderijtexel.nl/nl/](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/28_Niederlande2019-150x150.jpg)
![29. Zum Alltag auf der Farm gehört auch eine Vorführung der Arbeit der Schäferhunde mit anschließendem Schafscheren. Im Hintergrund ist eine typische Texel-Scheune mit ihrer nach Westen zeigenden Schräge zu sehen. Der Eingang ist stets auf der windabgewandten Ostseite.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/29_Niederlande2019-150x150.jpg)
![30. Als größte westfriesische Insel lebt Texel heute vor allem vom Tourismus. Aufgrund der gut ausgebauten Fahrradwege sowie zahlreichen Fahrradverleihen bietet sich der Exkursionsgruppe eine gute Gelegenheit zur Erkundung via Fahrrad an.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/30_Niederlande2019-150x150.jpg)
![31. Auf Texel liegt neben einer Brauerei auch das nördlichste Weingut der Niederlande. Die Winzer haben hier Probleme mit Vögeln, welche die Trauben stehlen, Deflation und den Bodenverhältnissen. https://www.wijngaarddekroonvantexel.nl/nl-index.html](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/31_Niederlande2019-150x150.jpg)
![32. Zwar war keine Zeit zum Baden, doch für ein Gruppenfoto am Strand bei De Koog hat sie gereicht.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/32_Niederlande2019-150x150.jpg)
![33. Von Oudeschild aus bieten Fischer Fahrten mit Fischkuttern an. An Bord wird den Besuchern erklärt, wie das Fischen mit Schleppnetzen funktioniert und welche Tiere gefangen werden können.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/33_Niederlande2019-150x150.jpg)
![34. Das Hauptaugenmerk der Fischer liegt hier auf den Nordseekrabben, welche noch an Bord gekocht und von den Besuchern gepult und probiert werden können.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/34_Niederlande2019-150x150.jpg)
![35. Der 32 km lange Abschlussdeich (Bauzeit 1927-1932) trennt das IJsselmeer, die ehemalige Zuiderzee, von der Nordsee und sorgt so für eine Verkürzung der Küstenlinie der Niederlande um mehrere hundert Kilometer.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/35_Niederlande2019-150x150.jpg)
![36. Auf dem Nordoostpolder im IJsselmeer liegt die ehemalige Insel Schokland. Vor der Trockenlegung des Nordoostpolders 1942 lag Schokland im Wasser, woran die Kaimauer auf dem Bild erinnert (1995, erste UNESCO Welterbestätte der Niederlande). Heute ist die Schokland umgeben von landwirtschaftlichen Nutzflächen.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/36_Niederlande2019-150x150.jpg)
![37. In Giethoorn können Besucher sogenannte Fluisterboote ausleihen und durch den beschaulichen Ort und die ausgedehnten Moorabbaugebiete fahren. Es gibt hier keine Straßen, nur Kanäle, weshalb Giethoorn auch „Venedig des Nordens“ genannt wird.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/37_Niederlande2019-150x150.jpg)
![38. Bei Giethoorn wurde früher zum Heizen genutzter Torf abgebaut. Daran erinnern bis heute Kanäle und Becken, welche mit den Fluisterbooten befahren werden können. Auch heute noch gibt es hier Schwingrasen, welcher auf ein Torfvorkommen im Untergrund hinweist.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/38_Niederlande2019-150x150.jpg)
![39. Ein Besuch des Nationalparks Hoge Veluwe mit der größten Binnenwanderdüne Europas bildete den krönenden Abschluss der zweiwöchigen Niederlande-Exkursion.](https://www.geo.uni-mainz.de/files/2019/09/39_Niederlande2019-150x150.jpg)