Im Rahmen des Moduls „Spezielle Humangeographie II“ fand vom 11. bis zum 20. April 2019 eine Exkursion in den Libanon unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Anton Escher und Dr. Ahmad Izzo statt. Vor Ort lag der Schwerpunkt auf folgenden Themenkomplexen, die im Zuge eines Seminars in Deutschland vorbereitet wurden:
Historische Geographie – Zur Vertiefung der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der unterschiedlichen Epochen wurden folgende historische Stätten besucht: Die umayyadische Antikenstadt „Anjar“; die römischen Ruinen von Baalbeck; „Khan al-Franj“ in Sidon; die Kreuzfahrerzitadelle und die phönizischen Ruinen in Byblos sowie der osmanische Palast in Beit ed-Din.
Transformationsprozesse arabisch-islamischer Altstädte – Die Studierenden besichtigten die an der Küste gelegenen historischen Altstädte Jounieh, Tripoli und Sidon, um einen Einblick in die mannigfaltigen Projekte zur Erhaltung der Bausubstanz zu gewinnen. Hinzu kommen Initiativen zur Aufrechterhaltung von konventionellen Handels- und Handwerksarten sowie Maßnahmen, die auf eine intensive touristische Nutzung der Hafenstädte abzielen.
Neoliberale Stadtentwicklung in Beirut – Einen Einblick in die dynamischen Veränderungsprozesse der Hauptstadt ermöglichte eine von der lokalen Initiative „Alternative Tour Beirut“ organisierte Stadtführung. Der Innenstadtbereich wurde nach dem Ende des libanesischen Bürgerkriegs im Jahr 1990 von dem Immobilienunternehmen „Solidere“, das für seine sozial und historisch unverträgliche Bautätigkeit in der Kritik steht, wiederaufgebaut. Die Besichtigung von Projekten wie „Beirut Suks“ und „Zaitunay Bay“ gaben einen Einblick in die Problematik der Privatisierung öffentlicher Räume.
Religiöser Tourismus – Als ein Beispiel für eine Pilgerstätte, an der Menschen unterschiedliche Rituale praktizieren, besichtigten die Studierenden die bekannte Statue von „Notre Dame de Liban“ am Harissa-Berg, die besonders bei christlich-maronitischen Besuchern beliebt ist. In Baalbek wurde die schiitische Grabstätte von Khawla, der Tochter des Imams Hussein, aufgesucht. Die Tochter soll in der Stadt im Jahr 680 während eines Gefangenentransports verstorben sein. Der schiitischer Pilgerort wird insbesondere von Frauen aufgesucht.
Fluchtmigration im Libanon – Der Aufenthalt in der Bekaa-Ebene, wo sich zahlreiche informelle Flüchtlingslager von Syrer/innen befinden, vermittelte einen Eindruck vom Ausmaß und der prekären Lebenssituation syrischer Flüchtlinge im Libanon. Im Rahmen des Vorbereitungsseminars in Deutschland setzten sich die Teilnehmern/innen intensiv mit dem Umgang der libanesischen Behörden mit Fluchtmigranten/innen aus Syrien und ihrer strategischen Verwendung der politisch aufgeladenen Kategorien „Flüchtlinge“ vs. „Vertriebene“ auseinander.
Fotos © Dr. Ahmad Izzo