Vom 1. bis 15. Oktober 2018 trafen sich die Studierenden des aktuellen Masterstudienjahrgangs in der Golfmetropole Dubai. Zur Absolvierung des Studienmoduls „Forschungswerkstatt“ hatten sich Kleingruppen formiert, um gemeinschaftlich sechs unterschiedliche Fragestellungen vor Ort unter der Betreuung von Prof. Anton Escher und Dipl.-Geogr. Marie Karner empirisch zu bearbeiten. Es zeigte sich, dass die Vorbereitungszeit in Deutschland sehr effektiv genutzt wurde, denn die meisten Teams konnten sofort nach der Ankunft mit ihren Interviews, Beobachtungen und Kartierungen beginnen: Mit Hilfe globaler Kommunikation wurden Termine vereinbart, Karten vorbereitet und somit die Forschungsstrategie für die kurze Aufenthaltsdauer festgelegt. Die folgenden Statements und Fotographien der einzelnen Studierendenteams geben einen Einblick in die Inhalte der Arbeiten:
KUNST IN DUBAI
Constanze Endlicher, Julia Merkle und Catrin Stork beschäftigten sich mit dem Thema “Kunst in Dubai”. Im Fokus ihrer empirischen Arbeit standen folgende Fragen: Wie werden Bildende Kunst sowie Künstlerinnen und Künstler in Dubai (staatlich) gefördert? Wie arbeiten Künstlerinnen und Künstler? Wo sind welche Arten von Kunst in der Stadt zu sehen und was vermitteln diese Werke? Dafür interviewte das Team Mitarbeiterinnen von Kunsteinrichtungen, traf sich mit Künstlerinnen und Künstlern und besuchte Galerien und Ausstellungen.
DUBAIS SOUKS
Die traditionellen innerstädtischen Souks sind von der „orientalischen Stadt“ nicht wegzudenken. Auch in Dubai trifft man auf diesen spezifischen Markttyp, der von der Tourismuswerbung als einheimisch und traditionsverpflichtend dargestellt wird. Christian Graf von Matuschka und Sara Lazarska kartierten den Markt, befragten die Anbieter und analysierten die Produkte. Dabei zeigte sich, dass weder Produkte noch Anbieter in irgendeiner Weise mit einer autochtonen Identität Dubais zu tun haben. Gemäß der Stadt als globalem Handelsplatz kommen die Gewürze aus Indien, die Teppiche aus Iran und die Anbieter aus Pakistan. Wie viele Phänomene in Dubai ist auch der innerstädtische Souk eine inszenierte Tradition zur Schaffung einer „orientalischen“ Identität Dubais.
KAMELE IN DUBAI
Obwohl die Bewirtschaftung und der Umgang mit Kamelen eine Domäne von Männern ist, wählten die Studentinnen Laura Müller und Sabine Roesler Kamele als Forschungsgegenstand. Sie konnten ausführliche Interviews mit Experten machen und bekamen exklusiven Zugang zu Milchfarmen und Kamelcamps. Der Besuch des regionsübergreifenden Kamelmarkts in Al-Ain zeigte die globalen Verflechtungen des Handels mit Fleisch- und Milchkamelen. Der Stolz der Einheimischen sind die Rennkamele, während der touristische Sektor u.a. von einer deutschen Unternehmerin mit Kamelen bedient wird. Das Kamel kann (neben Pferd und Falke) als eines der drei „Identitätstiere“ von Dubai bezeichnet werden.
CHRISTEN IN DUBAI
"Leben wie ein Vogel im Käfig!" Die Studierenden Felix Jung und Tea Parlov setzten sich mit der Frage auseinander, wie man als Christ in dem muslimisch geprägten Emirat Dubai lebt. Durch den Besuch der "Church Compounds" und der dort stattfindenden Gottesdienste, konnten sie die Regeln der Christen im Alltag beobachten. Verschiedene Gesprächspartner diverser Gemeinden halfen ihnen dabei Regeln, Verbote und Einschränkungen nachzuvollziehen, aber auch die Unterschiede zur Ausübung in einem christlich geprägten Land zu verstehen.
NIGHTSCAPE
Die Studierenden Yannik Hase, Julia Kraus und Patrick Metzger befassten sich mit dem Phänomen „Leben in der Nacht“. Sie thematisierten das urbane Nachtleben als „Nightscape“ und kartierten das Spektrum der Orte und deren unterschiedliche Besucher. Informelle Gespräche und teilnehmende Beobachtungen ermöglichten einen intensiven Zugang zur Funktion und zur Bedeutung der nächtlichen Gegenwelt zum Alltag in Dubai. Insbesondere zeigte sich, dass vieles, was in Dubai gesetzlich verboten ist, in der Nacht möglich gemacht wird.
FILMISCHE DOKUMENTATION
Haktan Göcmen, Valerie Nikola und Christopher Schulte-Holtey hatten sich zur Aufgabe gemacht, der spezifischen und unverwechselbaren Identität Dubais filmisch nachzuspüren. Dazu führten sie filmische Interviews mit einem breiten Spektrum von Personen - vom Basarhändler, über Touristen bis hin zu Architekten und Piloten. Der beabsichtigte (Dokumentar)film soll den monotonen touristischen Raum zum vielfach ethnisch und ökonomisch differenzierten Alltagsraum in Opposition setzen. Die Arbeit mit den Menschen vor Ort gestaltete sich sehr konstruktiv. Für die Studierenden öffnete sich eine breite Palette von unterschiedlichen Lebenswelten.