Geländepraktikum "EXPO 2020 in Dubai"

Dem Leitsatz “Connecting Minds, Creating the Future” folgend, richten die Vereinigten Arabischen Emirate seit dem 1. Oktober 2021 die Weltausstellung Expo 2020 in Dubai aus, die bis zum 3. April 2022 stattfindet. Studierende des Geographischen Instituts der JGU Mainz untersuchten, wie sich die teilnehmenden 192 Länder auf der Weltausstellung präsentieren. Die empirische Erhebung fand im Oktober 2021 im Rahmen des Geländepraktikums „Spezielle Humangeographie“ statt, das von Univ.-Prof. Dr. Anton Escher und Dr. Marie Karner geleitet wurde. Besichtigt wurden rund ein Drittel aller Pavillons. Sie wurden auf der Basis von metrischer Größe, architektonischer Gestaltung und Art der Informationsaufbereitung sowie Lage auf dem Gelände dokumentiert und ausgewertet.

Anhand einer typologischen Analyse entwickelten die Studierenden anschließend drei Idealtypen von Länderpavillons auf der EXPO 2020: Der Blockbuster-Pavillon, der Museumspavillon und der Reiseagentur-Pavillon. Länder, die dem Typ Blockbuster-Pavillon zuzuordnen sind, nutzen vorwiegend filmische Methoden, um den Besuchenden bestimmte Themen und Inhalte näher zu bringen. Beim Typ Museumspavillon sind die Ausstellungen hingegen mit unzähligen Exponaten bestückt. In Bauten des Typs Reiseagentur-Pavillon liegt der Fokus darauf, das Land touristisch zu vermarkten, um diesen Wirtschaftszweig anzukurbeln oder zu stärken. Abgesehen von den drei Idealtypen gibt es weitere Pavillons, die nicht eindeutig einem der erkannten Typen zugeordnet werden können. Dazu zählen sowohl kleine als auch große Pavillons, denen bestimmte Merkmale fehlen oder die Merkmale unterschiedlicher Typen aufweisen.

Ein weiteres Ziel der Lehrveranstaltung war es, einen landesweiten Einblick in Projekte zu erhalten, die in Zusammenhang mit der Weltausstellung stehen. Im Emirat Dubai besuchte die Gruppe den 77 km² großen Solarpark „Mohammed bin Rashid Al Maktoum Solar Park“, der die Weltausstellung mit nachhaltiger Energie versorgt. Im dazugehörigen Innovationszentrum wird nicht nur die Funktionsweise der dort verbauten Solarzellen erklärt, sondern auch ein Ausblick über die zukünftige Energiegewinnung der Stadt Dubai gegeben.

Der bereits im Jahr 2018 eröffnete „Dubai Frame“, dessen Fassade mit dem Logo der Expo verziert ist, ermöglicht aus 150 Metern Höhe einen Blick in das alte Dubai mit dem Stadtteil Deira sowie von der anderen Seite in das moderne Dubai mit dem Burj Khalifa. Um die Dynamik der Stadtentwicklung zu verstehen, wurden weitere Projekte wie die Promenade „Bluewaters Dubai“ mit dem derzeit höchsten und größten Riesenrad der Welt namens „Ain Dubai“, die „Sustainable City“, der Themenpark „Global Village“ sowie die „Jaddaf Waterfront“ besichtigt.

Nördlich des Solar Parks befindet sich der „Expo 2020 Dubai Lake“, der eine künstlich angelegte Seelandschaften inmitten der Wüste ergänzt. Das Aral ist ebenso wie die Seen „Love Lake“ und „Flamingo Lake“ touristisch gut erschlossen, sodass Besuchende trotz hoher Temperaturen die Flora und Fauna von ihrem privaten SUV aus beobachten können. Die Seenlandschaft in der Wüste ist ein Paradebeispiel für die Touristifizierung der Landschaft, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten zur Schaffung von Naherholungsgebieten, Naturerlebnissen und Stränden stringent verfolgt wird. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Palm Jumeirah in Dubai. Eine künstlich aufgeschüttete Inselgruppe zur touristischen Nutzung befindet sich auch im Emirat Umm al-Qaiwain in Form einer Koralle, die im Rahmen der Lehrveranstaltung ebenfalls besichtigt wurde.

Darüber hinaus besuchte die Gruppe das Luxus-Resort „Qasr al Sarab“, das nahe der Liwa Oasen im Emirat Abu Dhabi insbesondere für internationale Touristen und Expats nach den Vorstellungen von 1001 Nacht errichtet wurde. Die Liwa Oasen waren einst ein wichtiger Lebensstandort für Beduinen. Heute befinden sich palastartige Bauten auf begrünten Anhöhen, die einen offenen Blick auf die degradierte Oasenlandschaft gewähren.

©Text und Bilder von Marie Karner, Anton Escher, Laura Roser und Mark Bennett