Mainzer Geographische Studien, Heft 29:

Döppert, Michael: Die Entwicklung der ländlichen Kulturlandschaft in der ehemaligen Grafschaft Schlitz unter besonderer Berücksichtigung der Landnutzungsformen von der Frühneuzeit bis zur Gegenwart

 

Zusammenfassung

Die Untersuchung im Gebiet der ehemaligen Grafschaft Schlitz (Osthessen) versteht sich als eine angewandt-historisch-geographische Studie zum besseren Verständnis der aktuellen Kulturlandschaft und ihrer Probleme.

Einleitend werden die wesentlichen Einflußgrößen auf die Raumgestaltung aufgezeigt sowie Perioden der Kulturlandschaftsentwicklung angesprochen, um einen Überblick über den siedlungsgeographischen und sozioökonomischen Werdegang zu erhalten. Im Mittelpunkt stehen die Landnutzungssysteme (Gartenbau, Ackerbau, Grünland- und Waldwirtschaft) in ihrer Entstehung, Form, wirtschaftlichen Bedeutung und räumlichen Ausdehnung von der Frühneuzeit bis zur Gegenwart. Neben zahlreichen Wirkungsfaktoren hat besonders der Wechsel zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Krisen die verschiedenen Formen der Landnutzung beeinflußt.

Als raumplanerischer Ansatz liegt der Dissertation die Idee zugrunde, Strukturverbesserung in wirtschaftsschwachen Gebieten an dem historisch vorgegebenen Raumpotential auszurichten und dabei die Individualität der gewachsenen Landschaft weitgehend zu erhalten. Da das Untersuchungsgebiet in seiner heutigen Kulturlandschaftsausstattung das Resultat einer naturräumlich wie historisch spezifischen Entwicklung ist, kann es als "naturnahe traditionelle Kulturlandschaft" ausgewiesen werden. Bis zur Gegenwart sind hier historische Strukturen noch in großem Umfang raumgestaltend, das heißt von den exogenen Wirkungsfaktoren im 20. Jahrhundert meist verschont geblieben. Gegenüber den Ballungszentren wird eine solche Landschaft zu einem kulturellen und ökologischen Ausgleichsraum und so als Erholungsgebiet auch volkswirtschaftlich von Nutzen. Daher gebührt vor allem dem Fremdenverkehr in Hinsicht auf eine die Kulturlandschaftsgenese berücksichtigende Landesplanung besondere Aufmerksamkeit.